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Betrieb & Technik
08.09.2019

Kleines Kabel, große Wirkung – Die Linienzugbeeinflussung hält den Betrieb flüssig

Kennt ihr das? Ihr sitzt am Steuer und müsst im Schneckentempo fahren, weil mal wieder Stau ist? Dabei müsst ihr doch unbedingt pünktlich zu diesem wichtigen Termin kommen! In solchen Momenten kann man ziemlich neidisch werden – und zwar auf einen Lokführer. Der weiß nämlich auch bei der stärksten Verkehrslage, was ihn auf seiner Strecke erwartet, überall und in jeder Sekunde. Aufwendige Technik, von der die Fahrgäste meist gar nichts wissen, die sie aber maximal effizient und sicher von A nach B bringt.

Kollege Linienleiter – was für ein Typ!

Kaum zu glauben, aber dieses ausgetüftelte System basiert auf einem ganz unscheinbaren Kabelpaar – dem sogenannten Linienleiter. Wenn dieser Linienleiter ein Mensch wäre, dann wäre es ein ganz schön redseliger Kollege! Einer derjenigen, die uns in der Kaffeepause das Ohr abquatschen. Mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass der Linienleiter ausschließlich spannende und wichtige Fakten zu erzählen hat. Zwischen den Schienen gelegen, ‚kommuniziert‘ er pausenlos über Antennen unterhalb des Führerstands mit den S-Bahnen, die über ihn drüberfahren und leitet die dabei gewonnenen Informationen quasi im Sekundentakt an das System weiter: wo welche Bahn unterwegs ist, wie schnell sie ist, wie weit der Abstand zwischen den Bahnen ist und welche Bremswege sich daraus ergeben. Diese aufwendige Technik ist in München im Bereich der Stammstrecke – also zwischen Ostbahnhof und Pasing – verbaut, wo am meisten Verkehr herrscht.

Zauberwort: Linienzugbeeinflussung

Aus diesem Wust an Informationen leitet die Technik der Linienzugbeeinflussung (LZB) die individuelle Höchstgeschwindigkeit ab, die jede S-Bahn zu diesem Zeitpunkt fahren darf. Zum einen, damit sie den Bremsweg beim Einfahren in den nächsten Bahnhof einhalten kann und alles sicher bleibt. Zum anderen, damit der Lokführer von der Anzeige in seinem Führerstand ablesen kann, wie schnell er gerade fahren darf. Die maximal erlaubte Geschwindigkeit im Liniennetz der S-Bahn München ist 140 km/h, auf der Stammstrecke – wegen der höheren Zugdichte – 120 km/h. Aber eben nur mit der LZB. Ohne sie wären hier gerade mal 80 km/h erlaubt.

Dicht an dicht – aber immer sicher

Vor allem in der Hauptverkehrszeit können die S-Bahnen auf der Stammstrecke damit also maximal dicht hintereinanderfahren und zudem schneller unterwegs sein, als ohne diese Technik. Und zwar ohne, dass die Sicherheit gefährdet wird. So hält die LZB den Betrieb flüssig und effizient, selbst wenn viel los ist auf den Schienen. Super, dieses unscheinbare Kabel, oder? 

Kabelsalat?! Nicht einmal im Notfall!

Im Notfall kann die Technik sogar in die Fahrzeugsteuerung eingreifen und bremsen – zum Beispiel dann, wenn der Lokführer dazu nicht mehr in der Lage sein sollte. Apropos Notfall … Was ist eigentlich, wenn der Linienleiter mal ausfällt? So ein kleines Kabel, das kann ja durchaus mal kaputtgehen, oder?! Stimmt. Passiert zwar selten, ist aber auch dann kein Problem! Dann erhält der Lokführer eine Anzeige, dass die Übertragung ausgefallen ist. Sind die Daten gänzlich verloren gegangen, bremst das System die S-Bahn sogar und bringt sie sicher zum Stehen.

Ohne Mensch geht trotzdem nix

Selbst wenn Kollege LZB also im Kommunizieren ein echtes Ass ist, das letzte Wort im Führerstand hat der Lokführer. Denn er muss die Strecke beobachten und kann mit gesundem Menschenverstand so auch für die Notfälle bremsen, für die eine Maschine blind ist. Er ist es auch, der die Bahnsteige im Blick hat und darauf achtet, dass die S-Bahn punktgenau hält. Kurzum: Im Führerstand bleibt also auch in Zeiten der Modernisierung stets Anpacken und Mitdenken angesagt. Gemeinsam mit der unterstützenden LZB-Technik bringt euch der Lokführer also immer sicher ans Ziel – so vorsichtig wie nötig und so schnell wie möglich. Darauf könnt ihr euch verlassen!